Anders als England oder Frankreich ist Deutschland durch den freiwilligen Zusammenschluß mehrerer germanischer Stämme entstanden.
Das waren die (Nieder-)Sachsen, Franken, Schwaben und Baiern. In den ersten Jahrhunderten der deutschen Geschichte waren die Stämme als Stammesherzogtümer auch die wichtigsten politischen Einheiten innerhalb Deutschlands.
Nach der Auflösung der Stammesherzogtümer in zahlreiche kleinere Fürstentümer im 13. Jahrhundert blieben die Stämme als kulturelle und sprachliche Einheiten bestehen, wie sie in ihrer Mundart und ihrer Volkskultur zum Ausdruck kommen. Selbst heute noch gibt es ein regional unterschiedlich starkes Bewußtsein der Stammeszugehörigkeit.
Am stärksten ist das wohl bei den Baiern ausgeprägt. Im Osten Deutschlands kam es mit der Bildung der neuen Bundesländer zu einer Wiederbelebung des Stammesbewußtseins.
Die ältesten der deutschen Stämme gehen bis in die Völkerwanderungszeit zurück. Andere entstanden als „Neustämme“ aus der Vermischung verschiedener Stämme in der deutschen Ostsiedlung im Mittelalter. Es gibt aber auch jüngere städtische Neubildungen wie die Berliner oder die Ruhrgebietsbevölkerung.
Die zentrale Frage ist, ob die Stämme so etwas wie ein Wesen haben, also ob es anthropologische und psychologische Unterschiede zwischen ihnen gibt, die die Zeitläufte überdauert haben.
Andreas Vonderach, Jg. 1964, studierte Geschichte und Geographie in Oldenburg und biologische Anthropologie in Mainz und Ulm.
Er ist Schüler der Anthropologen Ilse Schwidetzky und Friedrich W. Rösing.
Zu anthropologischen, historischen und volkskundlichen Themen hat er zahlreiche Publikationen veröffentlicht, darunter mehrere regionalanthropologische Untersuchungen innerhalb Deutschlands.